DER BLUMENGARTEN (Bertolt Brecht – Buckower Elegien)

Am See, tief zwischen Tann und Silberpappel
Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten
So weise angelegt mit monatlichen Blumen
Daß er vom März bis zum Oktober blüht.

Hier, in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich
Und wünsche mir, auch ich mög allezeit
In den verschiedenen Wettern, guten, schlechten
Dies oder jenes Angenehme zeigen.

Gemeinsam mit unserem lieben Freund und geschätzten Kollegen – SENF, der die Idee für diesen Ausflug hatte, machten wir uns mit den Buckower Elegien im Reisegepäck auf den Weg zum Brecht-Weigel-Haus nach Buckow.

Buckow ist eine 1.600 Seelengemeinde im Herzen der Märkischen Schweiz. Die Mini-Alpen von Brandenburg, wie sie im Volksmund genannt werden, liegen eine knappe Stunde südöstlich von Berlin. Eine Endmoränenlandschaft. Entstanden in der letzten Eiszeit, bietet die Märkische Schweiz mit ihrer einzigartigen Wald- und Seenlandschaft, mit den Morasten und kleinen Hügeln eine willkommene Abwechslung zu der sonst doch eher flachländlich geprägten Struktur von Brandenburg.

Buckow selbst kann auf eine lange Stadtgeschichte zurückblicken. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Buckow erstmals urkundlich erwähnt. In der Chronik der Stadt reiht sich ein ganzer Haufen an namhaften Bischöfen, Herzögen und Kurfürsten, Grafen und die Oberen des brandenburgischen Heeres aneinander. Feldmarschall Heino Heinrich Graf von Flemming beansprucht durch den Bau des Buckower Schlosses Ende des 17. Jahrhunderts einen ganz besonderen Platz in der Geschichte von Buckow. Das Schloss Buckow wurde von dem Grafen von Flemming im Barockstil erbaut und später von dem wohl bekanntesten preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus umgebaut.

Im „Goldenen Hopfenzeitalter“ waren die Buckower weit über die Grenzen von Brandenburg für ihren Hopfenanbau- und handel bekannt. Später konzentrierte sich in Buckow das Leinenweber- und Tuchmacherhandwerk der Märkischen Schweiz. Erst mit dem Bau der preußischen Ostbahn und der Buckower Kleinbahn zog kulturelles Leben in Buckow ein. Kein Wunder – Buckow liegt eingebettet in eine wunderschöne Naturlandschaft direkt am Schermützelsee und so wurde die von Fontane beschriebene „ländliche Schönheit – Buckow“ schnell zum Erholungsmekka und Rückzugspunkt für einen erlesenen Kreis an Kunst- und Kulturschaffenden. Neben Fontane, wandelten später auch Egon Erwin Kirch und John Heartflied – um nur einige zu nennen – entlang des Ufers des Schermützelsees.

Auch Bertolt Brecht zog es nach der Rückkehr aus dem finnischen Exil mit seiner zweiten Frau Helene Weigel nach Buckow. Das Sommerdomizil der Brecht-Weigel-Familie bestand aus zwei kleinen Häusern: Im „Gärtnerhaus“ befand sich – spartanisch eingerichtet – das Arbeitszimmer des Bertolt Brecht. In der „Eisernen Villa“ richtete Helene Weigel in dem lichtdurchfluteten Atelier des Hauses einen liebevoll gestalteten Saal ein, um Gesprächspartner und Gäste empfangen zu können. In der Märkischen Schweiz – direkt am Schermützelsee fand Becht sein Refugium, wo er weit genug weg von Berlin und der gerade gegründeten DDR arbeiten konnte. Inszenierungen wie der Katzengraben, Turandot oder Coriolan schrieb Brecht in seinem Haus am See. In dieser schöpferischen Atmosphäre verfasste Brecht 1953 die Buckower Elegien – seine letzte große Gedichtsammlung. Die 23 Gedichte geben Aufschluss über die Haltung Brechts zu den politischen Ereignissen rund um den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 und spiegelten ebenfalls die Reaktion auf die künstlerischen Auseinandersetzungen in der ehemaligen DDR und Brechts Warnung vor der immer noch bestehenden Gefahr des Faschismus wider. Nach dem Tod Bertolt Brechts verbrachte Helene Weigel bis 1970 weiterhin die Sommermonate in Buckow, wo sie sich gemeinsam mit Freunden und Arbeitskollegen erholte und arbeitete. Helene Weigel gehört zu den bekanntesten Schauspielerinnen der ehemaligen DDR. Ihren Durchbruch hatte die Weigel mit der Hauptrolle in der Brecht-Inszenierung „Mutter Courage“ am Berliner Ensemble, das von Brecht 1949 gegründet wurde. Seit Ende der 1970er Jahre ist die „Eiserne Villa“ für jedermann geöffnet.

Was einen im Brecht-Weigel-Haus erwartet: Eine ganz besondere Mischung aus Geschichte, Literatur und Natur. Große alte Bäume, ein verträumter Blick auf den Schermützelsee, ein sonnendurchflutetes Atelier und eine kleine Brecht-Weigel-Ausstellung. Definitiv einen Besuch wert!

Mein Tipp: Das Auto am Ortseingang von Buckow in der Berliner Straße parken und auf dem kleinen Waldweg durch die herrliche Natur der Märkischen Schweiz zum Brecht-Weigel-Haus spazieren. Auf dem Rückweg entlang des Schermützelsees schlendern – beeindruckende Villen zäumen hier den Weg. Wirklich sehenswert. Kulinarischer Abstecher ins Rasthaus Stobbermühle – ein kleines gemütliches Hotel-Restaurant mit guter deutscher Küche.

Wer mit der Bahn nach Buckow fahren möchte, fährt am besten vom Bahnhof Lichtenberg mit der Oderlandbahn (NE26) bis Bahnhof Müncheberg Stadt und steigt dann um in den Bus 928 bis Buckow Berliner Straße.

Ach und weil wir schon mal in der Gegend waren, haben wir noch einen kleinen Abstecher nach Marxdorf zu den Marxdorfer Likören gemacht und uns einen mittleren Vorrat an edlen Tropfen zugelegt. Über die Marxdorfer Liköre habe ich bereits im Blogbeitrag „Ein Tag im Oderbruch“ geschwärmt. Ein echter Geheimtipp – unbedingt probieren!

Quellen:
Wikipedia – Buckow (Märkische Schweiz);
Flyer „brechtweigelhaus buckow“ – Kultur GmbH Märkisch Oderland

Bilder:
SENF, Suse & Jan

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