Es gibt Tage, da muss man sich gefühlt schon am Fernsehturm in eine Schlange von Reisefreudigen stellen, um nach Brandenburg zu kommen. An diesen Tagen, wenn Brandenburg von im Stau stehenden Berlinern quasi hermetisch abgeriegelt wird, fährt man am besten gar nicht erst hin. Und ein Karfreitag bei 25 Grad mit feinstem Sonnenschein ist genau einer dieser Tage, an dem man als Tourist in seiner eigenen Stadt besser Berlin erkunden sollte.

Nach kurzen Recherchen im Internet, einer kleinen Facebook-Umfrage „Was geht heute in Berlin?“, SMS-Kurztrip-Spam und einem Telefonat mit lieben Freunden stand das Berliner Ausflugsprogramm fest – eine Bootstour über den Müggelsee. Den Picknick-Rucksack gepackt und raus nach Rahnsdorf. Der Bootsverleih, der eigentlich eine Surf- und Segelschule ist, befindet sich auf dem Gelände der Borken Bude, einem kleinen Biergarten mit Restaurant direkt am Ufer des Müggelsees. In gemütlichen Liegestühlen kann man hier bei einem kühlen Blonden den Blick über den See genießen. Ein echter Geheimtipp für die Anhänger von romantischen Sonnenuntergängen. Die Borken Bude und die Surf- und Segelschule Müggelsee befinden sich in direkter Nachbarschaft zum Strandbad Müggelsee, einem in die Jahre gekommenen Badeparadies, dass seit kurzem zum Place to be für den Berliner Badespaß avanciert.

In der Segelschule kann man allerlei Motorboote, die das Freitzeit-Skipper-Herz höher schlagen lassen, zu wirklich moderaten Preisen und vor allem auch ohne Bootsführerschein mieten. Mieten kann man die Boote stundenweise von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Wir haben uns für ein kleines Motorboot für 4 Personen entschieden. 5 PS – versprachen einen entspannten Nachmittag auf dem Wasser. Nach einer kurzen Einweisung in die Handhabung des Bootes und in die Grundregeln der Binnenschifffahrt kanns auch schon losgehen. Die große Kunst beim Bootfahren ist es, mit einer guten Sitzplatzaufteilung das Gleichgewicht zu behalten. Also sitzen bleiben und auf gar keinen Fall bewegen.

Hat man nun die offizielle Fahrrinne des Müggelsees erreicht, gehört man automatisch zum Club der Freizeit-Skipper. Ausflugsdampfer, Ruderboote, Paddelboote, vereinzelte Segler und andere Wassergefährte bilden ein buntes Schifffahrts-Durcheinander. Nach ein paar Minuten Motorboot-Spaß erreicht man über einen kleinen Seitenarm Neu Venedig. Neu Venedig ist eine kleine Wohn- und Wochenendhaussiedlung zwischen Müggel- und Dämeritzsee. In dem kleinen Spree-Delta befinden sich aufgefädelt an 5 Kanälen Wassergrundstücke mit klassischen Einfamilienhäusern, alten DDR-Gartenlauben, verträumten 20er-Jahre-Villen und diversen Ausflugslokalen.

Mit einer leichten Brise und der Sonne im Rücken überkommt einen sofort eine ganz besondere Art von Glückseligkeit. Weidenäste hängen ins Wasser, hier und da durchfährt man kleine Brücken, Enten und Schwäne kreuzen den Weg, vom Ufer steigt einem Grillgeruch in die Nase und ab und zu bekommt man ein freundliches „Hallo“ zu gerufen. Steigerungsfähig ist das allemal und deshalb mein Tipp an dieser Stelle: Gitarre mit auf’s Wasser nehmen – Huckleberry Finn auf italienisch garantiert die komplette Ladung Schifffahrts-Romantik.

Seeluft macht bekanntlich hungrig. Es versteht sich von selbst, dass an einem Nachmittag auf „See“ nur Fisch auf der Speisekarte stehen kann. Ein paar Minuten von der Segel- und Surfschule Müggelsee entfernt, befindet sich in Richtung Stadtzentrum ein urtümliches Fisch-Restaurant „Zur Friesenstube“. Nordisches Interieur und ein kleines Gartenlokal laden zum Verweilen ein. Das Essen ist hervorragend und ein kulinarischer Tipp für Freunde des guten Fisch’s.

Wer ebenfalls mal einen entspannten Nachmittag auf dem Müggelsee verbringen möchte, fndet alle notwendigen Informationen zu Preisen und Bootstypen hier. Eine telefonische Reservierung voarb ist definitiv empfehlenswert.

Bleibt nur noch zu sagen: Ahoi!

Mit der Bahn erreicht man den Bootsverleih am schnellsten mit der S3 bis S-Bahnhof Friedrichshagen und weiter mit dem Bus N67 direkt bis zum Strandbad Müggelsee.

Wer mit dem Auto anreist: Parkplätze sind direkt am Bootsverleih Mangelware, rund 400 Meter weiter in Richtung Rahnsdorf gibt es einen großen gebührenfreien Parkplatz.

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